„Alea iacta est!“ – zu Deutsch: „Der Würfel ist gefallen!” – ist eines der wohl bekanntesten Zitate von Julius Cäsar, dem großen römischen Kaiser.

 wuerfelSchon in der Antike haben Würfelspiele die Menschen fasziniert, doch was macht diese Spiele so besonders? Heute gibt es eine breite Vielfalt an Spielen mit Würfeln, sowohl fertig durchdacht mit fixen Spielregeln, als auch für kreative Köpfe zum selbst ausknobeln.

Man unterscheidet grundsätzlich die reinen Würfelspiele von den Brettspielen mit Würfeln. Die Festlegung, beziehungsweise das Einhalten von bestimmten Spielregeln ist freilich bei beiden Spielarten das Wichtigste, doch für die Spieler manchmal fast ebenso bedeutsam ist die Wahl der Würfel.
Würfelspiele haben den Vorteil, dass sie ganz leicht überall hin mitgenommen werden können. Zudem muss man die Spielregeln nur ein wenig ändern, ein paar andere Hilfsmittel verwenden und schon hat man wieder neue Würfelspiele. Und nicht zu vergessen sind der geringe Zeitaufwand und die Möglichkeit die Dauer der einzelnen Spieleinheiten ganz variabel gestalten zu können!

Der Würfel ist ein von sechs gleichen Quadraten begrenzter mathematischer Körper. Er heißt auch Kubus, Hexaeder oder Sechsflach. Er nimmt nach einem Wurf auf einer waagerechten Ebene eine von mehreren unterscheidbaren stabilen Ruhelagen ein und dient als Zufallsgenerator bei vielen Spielen.
Dazu trägt ein Würfel Symbole, von denen eines nach dem Wurf nach oben zeigt und dann das Ergebnis des Wurfes anzeigt.
Die meistverbreitete Spielwürfel sind Sechsseiter und zeigen die Ziffern 1 bis 6 oder entsprechend viele Punkte, die Augen.
Jedoch existieren auch noch viele andere Würfel. Die unterschiedlichen Würfeltypen bezeichnet man häufig mit der Abkürzung W, oder auch d für englisch dice, gefolgt von der Angabe der Seitenanzahl, also beispielsweise W6 für einen sechsseitigen, W10, W20, W30 für zehn-, zwanzig- und dreißigseitige Spielwürfel.

In Würfelspielen sind Würfel das zentrale Spielelement, es zählen nur der Vergleich der Würfelergebnisse selbst oder direkt mit ihnen zusammenhängendes Taktieren. Bei diesen Glücksspielen kommen üblicherweise der klassische Sechserwürfel oder speziell bemalte, jedoch immer noch sechsseitige Würfel, zum Einsatz.
Bekannte Beispiele im Freizeitbereich sind etwa Kniffel, Yatzee oder Zehntausend, bei denen jeweils bestimmten Augenkombinationen unterschiedlich viele Punkte zugeordnet sind. In Kasinos verbreitet ist unter anderem Craps und Sic Bo, bei denen auf die Ergebnisse einzelner Würfe gewettet wird.
Zudem sind Würfel in einer Vielzahl von Brettspielen bedeutend, um die Bewegungsgeschwindigkeit von Spielfiguren zu bestimmen. Auch hier kommen in erster Linie Sechsseiter zum Einsatz.

Es gibt neben dem einfachen Wurf eines Würfels auch die Möglichkeit mehrere Würfel gleichzeitig zu werfen. Um das Werfen mehrerer Würfel zu vereinfachen, Schummeln durch Trickwürfe zu vermeiden oder das Ergebnis vor anderen Spielern zu verbergen, kommen häufig Würfelbecher zum Einsatz. Um Aufprallgeräusche und das Wegrollen der Würfel zu vermeiden, wird öfter ein gepolstertes und mit Rand versehenes Brett - das Würfelbrett oder der Würfelteller - eingesetzt.wuerfelbecher
Statt mit ihnen zu würfeln, also Zufallsergebnisse zu erzeugen, können Würfel auch gezielt auf bestimmte Werte gedreht und so zu deren Anzeige genutzt werden.

Die meisten Würfel bestehen heute aus Kunststoff - der Standardwürfel hat einen Durchmesser von etwa eineinhalb Zentimetern. Die Beschriftungen sind meist Vertiefungen, in die dann Farbe eingefüllt wird. Genaugenommen stellt gerade diese Bearbeitungen ein leichtes Zinken dar, der Effekt ist aber minimal und in der normalen Spielpraxis vernachlässigbar.
Besonders aufwendig ist im Gegensatz dazu die Herstellung von Casino-Würfeln, auch Präzisionswürfel genannt.
Für das professionelle Glücksspiel werden höchste Anforderungen an die Idealität der verwendeten Würfel gestellt. Dazu wird statt der üblichen Kunststoffe Celluloseacetat verwendet, das sich komplett blasenfrei herstellen und somit besonders exakt verarbeiten lässt. Die Würfel werden nicht gegossen, sondern früher mit Diamanten, heute mit Lasern aus größeren Blöcken geschnitten. Um die Ausgeglichenheit der Würfelergebnisse nicht zu gefährden, wird bei Kasinowürfeln zur Füllung der Augen nur Farbe mit der Dichte des Würfelmaterials verwendet. Je nach Spiel und Kasino sind die Kanten und Ecken scharf (razor edge) oder abgerundet (ball cornered) und die Oberfläche matt (sanded) oder poliert (polished). Bei letzterer Behandlung sind die Würfel durchsichtig, wodurch einige Zinkmethoden erkennbar würden.

Geschichte

Die ältesten bekannten Würfel werden auf 3000 v.Chr. datiert – in Zusammenhang mit einem möglichen Vorläufer des Backgammon-Spiels.
Sowohl im Orient als auch in der griechischen und römischen Kultur diente der Würfel in dieser Zeit vor allem zum Spielen aber auch zu Orakelzwecken. Dabei waren neben sechsseitigen auch Würfel mit höheren Seitenzahlen bekannt, unter anderem gibt es Funde von 12-, 18-, 20- und 24-seitigen Würfeln.
An Materialien ist ein weites Spektrum überliefert, unter anderem Ton, Metall, Elfenbein, Kristall, Knochen und Glas. Auch gab es bereits Würfel mit Buchstaben und Wörtern statt Zahlen oder Augen, die für die Wahrsagerei oder komplexe Würfelspiele benutzt wurden.
Dabei existierten Spiele für Kinder und Frauen, die teils eher Geschicklichkeits-Wurfspiele, teils Würfelspiele im modernen Sinn waren.
Eine unabhängige Entstehung von Spielwürfeln gab es in Indien. Hier existierten rituelle Spiele und Gesellschaftsspiele, bei denen Nüsse als fünfseitiger Würfel verwendet wurden.
Durch römische Legionäre und Kolonisten wurden Würfel und Würfelspiele ins restliche Europa gebracht.
Im Mittelalter waren die teilweise unförmigen Vorläufer des Würfels unter dem Namen Buckelhörner bekannt - allmählich setzten sich aber ausschließlich die modernen, regelmäßig geformten Würfel durch. Wie in der Antike war der sechsseitige Würfel eindeutig dominierend, aber weiterhin tauchten auch vereinzelt andere Seitenzahlen auf:
Die Würfel der Wikinger waren aus Fischbein, Geweih, Knochen oder Pechkohle. Oft waren sie rechteckig, die 1 und 2 an den Enden und die 3, 4, 5, 6 auf den vier langen Seiten. Die Summe der beiden gegenüberliegenden Seiten betrug meistens nicht 7. Ein skurriler Würfel stammt aus Dublin. Er hat die Form der heutigen Würfel, war jedoch nur mit den Zahlen 3, 4, 4, 5, 5, 6. versehen.
Würfelspiele verschiedenster Ausprägungen waren in allen Ländern Europas und bei allen Schichten beliebt. 1254 werden erstmals spezielle Spielhäuser erwähnt. Auch über gezinkte Würfel gibt es schon Berichte. Trotz der großen gesellschaftlichen Verbreitung galten Glücksspiele mit Würfeln als Laster und es wurde mit weltlichen wie kirchlichen Verboten gegen sie vorgegangen.

Waren Würfel in der Vergangenheit hauptsächlich für reine Würfelspiele und nur selten wie z.B. beim Backgammon als Teile anderer Spielarten verwendet worden, kamen sie im Verlauf des 20. Jahrhunderts in einer wachsenden Zahl von Gesellschaftsspielen zum Einsatz.

Heute sind Würfel, in welcher Art auch immer – 6-seitig, 8-seitig, blau, rot oder gelb, matt oder durchsichtig, Präzision oder nicht, als reine Würfelspiele oder als Gesellschaftsspiel – nicht mehr weg zu denken. Jeder kennt Würfelspiele – jeder spielt Würfelspiele – denn:

Das Spannende an Würfelspielen ist, dass man nie weiß, was kommt.

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